Sag ja zu Soja!
Bei Frauen kann es Brustkrebs, bei Männern Prostatakrebs verhüten. Es schützt altem Anschein nach Herz und Gefäße vor krankhaften Ablagerungen. Es soll auch Frauen die Wechseljahre problemloser ertragen lassen und ihre Knochen schützen. Außerdem scheint es die Cholesterinwerte zu erniedrigen und könnte so das Risiko verringern, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Und was ist das bitteschön für ein neues Wundermittel?
Jedenfalls kein Medikament aus den Pharmalabors. Es ist zwar im Naturzustand klein und rund und gelblich wie eine Pille, wächst aber in grünlichen Schoten an 30 bis 100 Zentimeter hohen Sträuchern - ein Produkt aus der Apotheke der Natur. Und so ganz neu ist es auch nicht. Seit Jahrhunderten gilt es als Grundnahrungsmittel im fernen Osten und als eine der wichtigsten Nutzpflanzen der Welt. Lediglich die erstaunlichen Erkenntnisse über die gesundheitlichen Wirkungen dieser Pflanze sind noch ziemlich neu. Soja heißt die Bohne, aus der sich Brot backen, Teig anrühren, Milch, Joghurt und Tofu (Sojaquark) herstellen lässt.

Soja, der hochwertige Eiweißlieferant aus dem Pflanzenreich, enthält pflanzliche Hormone, ähnlich dem Östrogen. Es ist ein Nahrungsmittel mit vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen: Es kann den Schrecken der Wechseljahre verscheuchen und die Arterien frei von Verkalkung halten. Und das Schönste: Im Gegensatz zu den Östrogenpräparaten, die Frauen nach der Menopause verschrieben werden, scheinen die Soja-Hormone das Risiko für Brustkrebs nicht zu erhöhen, sondern sogar davor zu schützen. Dass sojareiche Ernährung für Frauen in den Wechseljahren gut ist, hat gerade eine Studie der Universität Rostock gezeigt: Fünfzig Frauen wurden ein halbes Jahr lang mit Sojabrot versorgt, während 50 andere Frauen eine Brotsorte ohne Sojaanteil erhielten. Ergebnis nach Prof. Klaus Friese von der Frauenklinik der Universität: Bei den Sojabrot-Esserinnen verschwanden die Wechseljahres-Beschwerden nahezu, während die Frauen, die normales Brot aßen, nach wie vor starke Probleme hatten.

Die Wissenschaft wurde auf die medizinische Wirkung von Soja aufmerksam, weil bei japanischen Frauen, bei denen Soja zur täglichen Nahrung gehört, einerseits kaum Beschwerden in der Menopause, andererseits aber nur halb so häufig Brustkrebs auftritt wie bei Frauen in westlichen Industrieländern.

Ich denke, dass wir erst am Anfang der Forschung stehen", meint der US-Mediziner Dr. Mark Messina aus Lincoln, Michigan. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Soja nicht allgemein zur Krebsvorbeugung eingesetzt werden kann."

Tatsache ist, dass Soja neben wertvollem Pflanzeneiweiss, ungesättigten Fettsäuren, leicht verdaulichen Kohlenhydraten und Lezithin auch Pfllanzenhormone wie Genistein, Daidzein und Glyzitein enthält. Vor allem Genistein, das auch in schwarzen Bohnen vorkommt, wirkt wie Östrogen - allerdings beeinträchtigt es weder die Fruchtbarkeit von Männern oder Frauen, noch fördert es Prostata- oder Brustkrebs. Pflanzen entwickeln solche Wirkstoffe, um sich vor allem gegen Schädlinge zu schützen. Diese Stoffe wirken ähnlich auch beim Menschen: Sie schützen Zellen, und blockieren Enzyme, die unkontrollierte Zellteilung auslösen.

Allerdings stößt Soja wegen gentechnisch veränderter Sorten bei manchen Menschen auf Ablehnung. Das hat dazu geführt, dass Pflanzenhormon-Präparate heute zunehmend aus Red Clover, dem Rotklee oder Wildklee, gewonnen werden. Diese Pflanze enthält sogar mehr Hormone als Soja und Genmanipulation spielt dabei keine Rolle.

Dr. Messina glaubt, dass Soja auch zur Vorbeugung gegen Osteoporose und Nierenerkrankungen eingesetzt werden könnte. Jedenfalls hindern Soja-Wirkstoffe die menschlichen Blutfette daran, sich an den Wänden der Blutgefäße abzulagern und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. Diese Wirkung ist immerhin so aufsehenerregend, dass die "American Heart Association", also die Organisation der US Herzspezialisten, Soja jetzt offiziell als Diät gegen Herz-Kreislauferkrankungen empfiehlt.

Von Prof. Dr. Dr.
Karlheinz Schmidt                 

Nachzulesen in der GEK (nach meiner Meinung die beste Krankenkasse) Ausgabe Gesundheit Nr. 4/01-Heft 169